Behind the picture

Werner & Yonas

Familienporträt mit Werner Kronenbitter und Yonas Weldezghi mit seiner Frau Feven und Sohn Betab, HochformatWerner Kronenbitter

 

Alter: 74
Auslandserfahrung: Ich habe Länder in Europa, Amerika und Afrika bereist
Beruf: Beamter
Aktuelle Tätigkeit: Pensionär

 

Im Rahmen einer Veranstaltung in der Sparkasse in Niedersprockhövel Anfang 2019 hatte ich erstmals Kontakt mit dem Förderverein der Flüchtlingshilfe Sprockhövel. Nachdem Miriam Venn mir von der Tätigkeit der Flüchtlingshilfe erzählt hatte, wurde ich Mitglied im Verein. Der dann gezeigte Film über die Arbeit der Flüchtlingshilfe war quasi die „Initialzündung“ für mich, hier mitzuarbeiten.

Miriam fragte mich, ob ich als Pate mitarbeiten wolle. Mir gefiel dieser Vorschlag und ich übernahm die Patenschaft für 2 junge Männer aus Eritrea. Wenig später kam noch die schwangere Frau eines dieser Männer hinzu, die noch in der Nähe von Berlin wohnte. Nun war ich auch Pate dieser jungen Familie aus Eritrea. Im Juni 2019 war dann die Freude übergroß, als ein kleiner Junge geboren wurde – ich war auch noch „Opa“. Schöner konnte es nicht sein.

Nachdem ich nicht mehr arbeiten musste, habe ich mich ehrenamtlich für mehrere Jahre sozial engagiert. Ende 2018 dachte ich darüber nach, mir ein anderes Betätigungsfeld für ein gesellschaftliches Engagement zu suchen und fand es im Förderverein der Flüchtlingshilfe. Betrachte ich meinen Freundes- und Bekanntenkreis, so finde ich nur wohlmeinende Stimmen. Das Thema Migration wird sich, bezogen auf die Gesamtbevölkerung Sprockhövels, nicht wesentlich von den bekannten Umfragewerten unterscheiden.

Das Zusammenleben mit (Neu-)Zugewanderten sollte genauso selbstverständlich ablaufen wie zwischen „Alteingesessenen“, das auch teilweise nicht stets konfliktfrei ist. Eine Realisierung wird nicht einfach sein. Die Sprachbarrieren sind eines der größten Hindernisse. Es wird ein langwieriger Prozess sein und viel an Empathie vor allem von den Einheimischen fordern. Ein Rezept habe ich nicht, mir bleibt nur die Hoffnung.

Das Thema Migration wird ein Dauerthema bleiben. Migrationsursachen bekämpfen, so äußern sich manche; jedoch mit Geld allein ist es nicht getan, da dies bei den Mächtigen in vielen Staaten versandet und nicht bei den Menschen ankommt. Hier eine Lösung zu finden, kommt der Quadratur des Kreises gleich.

Mein Leben hat sich durch Zugewanderte enorm bereichert. Diese Menschen geben mir enorm viel zurück und erweitern meinen Horizont. Die mir noch verbleibenden Jahre haben einen Sinn erfahren, den ich nicht missen möchte. Ich bin meinen „Patenkindern“ dankbar, dass sie für mich da sind und ich für sie da sein kann.

 

Yonas Weldezghi

 

Alter: 29 Jahre
Herkunft: Eritrea
Ankunft in Deutschland: 2016
Erlernter Beruf: Bachelor in Agrarwissenschaften in Eritrea; allerdings wurde ich von der Regierung gezwungen, als Biologielehrer zu arbeiten
Aktuelle Tätigkeit: Im Moment (Jan 2020) besuche ich einen Deutschkurs, um die Voraussetzungen für den Beginn meiner Ausbildung zu erfüllen.

 

Eritrea, woher ich komme, ist eine Diktatur, ein Staat in dem die Menschen rechtlos sind und der Willkür der Behörden ausgeliefert sind. Daher habe ich mich für eine für mich dramatische Flucht über Äthiopien, den Sudan und durch die Sahara nach Libyen entschlossen. Von dort bin ich in einem überfüllten Boot über das Mittelmeer über Sizilien nach Unna in Deutschland gekommen. Danach wurde ich nach Sprockhövel gebracht.

Meine Erfahrungen in Deutschland waren und sind bisher überwiegend positiv. In Sprockhövel fühle ich mich integriert. Seit mehreren Jahren arbeite ich bei der Flüchtlingshilfe im Bundesfreiwilligendienst und ehrenamtlich mit. Meine hierbei gewonnenen Erfahrungen und Kenntnisse gebe ich unterstützend an andere Geflüchtete weiter.

Seit Anfang 2019 lebt meine Frau Feven mit mir in Sprockhövel. Am 17. Juni 2019 wurde unser Sohn Betab geboren. Das hat unser Leben als Familie verändert. Der kleine Junge, der uns viel Freude bereitet, ist für uns Ansporn, eine Perspektive für unser gemeinsames Leben zu schaffen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde möchte ich eine Ausbildung zum Biologielaboranten machen. In einem im Dezember 2019 gemachten Praktikum bei einer Firma in Wuppertal konnte ich mich über diesen Beruf informieren. Aber ich muss meine Kenntnisse der deutschen Sprache nicht nur durch Kurse, sondern vor allem durch Kommunikation mit Deutschen nach und nach noch weiter verbessern.

Wünschenswert ist eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Migranten und Deutschen allgemein. Persönlich bin ich Im Großen und Ganzen mit dem Zusammenleben mit Deutschen zufrieden, da ich einen großen Freundes- und Bekanntenkreis habe.