Behind the picture

Mohammed Alo

Porträt von Mo Alo mit Fußball in der Hand, HochformatMohammed Alo

 

Alter: 15 Jahre
Herkunft: Syrien
In Deutschland: seit August 2015
Aktuelle Tätigkeit: Schüler

 

In unserer Stadt, Aleppo, war Krieg. Wir lebten im Stadteil Ashrafieh. Dort lebten kurdische und arabische Leute zusammen. Vor dem Krieg war es eine tolle und schöne Stadt. Wir hatten viel Spaß. Mein Papa hatte einen Stand auf dem Bazar für Milchprodukte. Mit dem Krieg ist alles kaputt gemacht worden. 2014 ist es immer schlimmer geworden. Immer wenn Flugzeuge flogen, war das ein schlechtes Zeichen. Leute wurden einfach auf der Straße umgebracht. Überall wurde geschossen. Eine Bombe ist direkt in unser Nachbarhaus eingeschlagen. In dem Moment konnten wir nicht länger bleiben.

Hier in Deutschland sind die Leute ganz anders. Man kann einfach in Ruhe machen, was man möchte – natürlich nicht alles, aber hier lebt man in Freiheit. Es gibt Regeln und die Leute halten sich meistens daran. In Syrien gab es keine Regeln. Es galt das Recht des Stärkeren: Wer hat mehr Waffen, mehr Leute, wer ist auf welcher Seite …

Mein erster richtiger Eindruck von Deutschland kommt hier aus Sprockhövel. In Sprockhövel wurde man sehr gut aufgenommen. Als ich neu in Sprockhövel war, hat mir vor allem das deutsche Essen sehr gut geschmeckt. Eine blonde Frau hat uns immer Essen zur Turnhalle gebracht. Die Leute in Sprockhövel waren nett. Hier habe ich außerdem mit Fußballspielen angefangen. Thomas hat mich zum Fußballspielen motiviert und heute spiele ich richtig gut. Bald werde ich in der 2. Liga beim TSG Sprockhövel spielen. Da spiele ich Links- bzw. Rechtsaußen.

Jetzt werde ich erstmal bei meinen Eltern wohnen bleiben, meine Schule fertig machen und dann eine Ausbildung oder ein Studium machen. Mein Traum wäre es natürlich, Fußballer zu werden. Aber wenn das nicht klappt, werde ich vielleicht Polizist oder ich studiere Jura. In der Schule wurde eine Potentialanalyse gemacht – und da kam raus, dass ich das Zeug dafür hätte. Ich kann nämlich gut argumentieren. Das sagen auch meine Freunde und Lehrer. Später möchte ich dann mit meiner Familie in eine Großstadt wie z. B. Dortmund ziehen.

Wir sind anders aufgewachsen, aber jetzt sind wir in Deutschland und man muss sich an die Regeln in Deutschland halten und nicht einfach neue Regeln erfinden – sich einfach den Leuten hier anschließen, den ganz normalen Leuten. Ich habe hier auch am Anfang erst Fehler gemacht, weil ich die Regeln nicht kannte. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Es wäre gut, wenn die Deutschen am Anfang etwas geduldiger wären und Regeln in Ruhe erklären und nicht sofort schimpfen, wenn man was falsch macht, weil man es nicht besser weiß.

In der Schule versuche ich neuen Flüchtlingen immer zu helfen. Wir haben z. B. neue Kinder in der 5. Klasse, die noch nicht gut Deutsch können. Und da kommt es manchmal zu Streit, weil die noch nicht alles richtig verstehen und nicht abschätzen können, wie die deutschen Kinder reagieren. Und ich versuche dann oft zu vermitteln und das auch den Eltern zu erklären. Die Lehrer denken oft als erstes, dass die ausländischen Kinder Schuld haben: Auch wenn beide Kinder Schuld haben, ist es dann am Ende meistens nur das ausländische Kind gewesen. Wenn man selbst auf Deutsch sprechen kann und die Regeln kennt, kann man viel mehr klären. Ich versuche den neuen Kindern das beizubringen.