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Café MITeinander

Porträt_Café MITeinander-TeamIngrid Leukers-Bölicke

 

Alter: 64 Jahre
Beruf: Sonderpädagogin

 

 

Ich engagiere mich seit November 2015 ehrenamtlich für Neu-Zugewanderte, zunächst als Mitbegründerin des Café MITeinander in Niedersprockhövel und später im Sommer 2016 als Patin einer 8-köpfigen Familie aus Afghanistan.

Zu Beginn der Flüchtlingswelle im November 2015 wurde in Sprockhövel an vielen Stellen Hilfe angeboten. Schon früh war es mein Anliegen, einen Treffpunkt für Geflüchtete zu schaffen und ich war bereit, dies auch federführend in die Hand zu nehmen und zu organisieren. Der Treff sollte ein Ort sein, an dem sich Geflüchtete und auch Sprockhöveler*innen begegnen können und mit dazu beitragen, wechselseitigen Dialog zu fördern, um ein vorurteilsfreies MITeinander zu ermöglichen. Uns war allen früh klar, dass nur ein gegenseitiges Kennenlernen dazu beitragen kann, Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen, um Brücken zu schlagen, damit Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung in unserer Stadt keinen Platz finden.

Das „Café MITeinander“ war von Beginn an ein niederschwelliges Angebot für alle Sprockhöveler*innen und steht für Migration (M), Integration (I) und Treffpunkt (T). Diese Aufgabe nehmen wir ehrenamtliche Mitarbeiter*innen seit über 4 Jahren jeden Donnerstag wahr. Jeder, der seine Zeit im Café bei Kaffee, Kuchen, Spiel und einem guten Austausch verbringt, verspürt dieses MITeinander und Willkommensein.

Das Café ist grundsätzlich für alle offen. Es hat sich aber mit der Zeit zu einem familienfreundlichen Treffpunkt entwickelt, an dem die Mütter ihre Kinder versorgt wissen und sich dem parallel angebotenen Sprachkurs anschließen können. Dieser Sprachkurs wird auf Wunsch der Teilnehmerinnen ausschließlich für Frauen angeboten, damit sie in einer entspannten Atmosphäre die Gelegenheit erhalten, über Probleme und Situationen des Alltags zu sprechen und somit ihren Spracherwerb verbessern und ihren Wortschatz erweitern.

Ich habe eine Patenschaft für 8 Personen (4 Erwachsene und 4 Kinder) übernommen und helfe ihnen, Stolpersteine beiseite zu räumen und begleite sie auf ihrem Weg, Schritt für Schritt in der neuen Heimat anzukommen.

Die Erwachsenen haben inzwischen gute Sprachkenntnisse erworben, einen Führerschein gemacht, ein Auto gekauft und einen Ausbildungsstatus erreicht. Die Kinder gehen in die Schule und in den Kindergarten und haben Freunde gefunden. Das alles in nur 5 Jahren erreicht zu haben, darauf sind alle sehr stolz. Mein Leben hat sich insofern verändert, weil ich zu den Familienmitgliedern ein gutes Verhältnis aufbauen konnte. Es sind Freunde geworden, die mein Leben bereichern. Darum werde ich auch nicht aufhören, ihnen meine Hilfe anzubieten, um weiter mit und voneinander zu lernen.

Nicht gelungen ist die Familienzusammenführung der Mutter und ihrer beiden Kinder, die nach wie vor bei den Großeltern in Kabul leben. Es war ein Prozess von 3 Jahren, begleitet von großen Sorgen und Ängsten um die Kinder und der Hoffnungen, dass die Anträge doch bald bewilligt würden. Viele Schreiben mit Anwälten, Behördengänge und E-Mail-Verkehr mit der deutschen Botschaft wurden getätigt, aber am Ende erhielt die Mutter einen ablehnenden Bescheid. Diese Nachricht war für die Kindesmutter eine sehr schmerzhafte Botschaft. Sie wird weiter kämpfen für ihre Kinder, damit sie vielleicht doch irgendwann nach Deutschland kommen können und hier bei ihrer Mutter in Sicherheit sind.

 

Gisela von Reeken

 

Alter: 64 Jahre
Auslandserfahrung: 1 Jahr Auslandserfahrung als Au-Pair in Griechenland
Erlernter Beruf: Lehrerin
Aktuelle Tätigkeit: Ruhestand

 

 

Während meiner Berufstätigkeit als Lehrerin an einer Haupt- bzw. Grundschule seit 1979 waren von Anfang an und zunehmend mehr Kinder mit Migrationshintergrund in meinen Klassen. Deren persönliche Situation hat mich schon immer berührt, interessiert und motiviert, mich für sie zu engagieren, damit sie sich in ihrer neuen Umgebung und Heimat zurechtfinden und wohlfühlen.

Seit 2015 arbeite ich ehrenamtlich im Café MITeinander der Flüchtlingshilfe und im Kirchenasyl der Evangelischen Gemeinde Bredenscheid-Sprockhövel. Außerdem treffe ich mich seit einigen Wochen in einer Kleingruppe mit einer Bekannten und zwei jungen Männern aus Guinea und wir erweitern im Gespräch unsere Deutsch- bzw. Französischkenntnisse.

Die Motivation für mein Engagement in der Flüchtlingshilfe entwickelte sich aus dem Wunsch, Migranten*innen kennenzulernen und zu verstehen, meine Vorurteile zu revidieren, meine Ängste abzubauen, sie beim sich Einleben zu unterstützen und unser Zusammenleben in Sprockhövel zu fördern.

Ich sehe das Verhältnis der Sprockhöveler*innen zum Thema Migration sehr gemischt. Manche sind sehr offen und interessiert, manche ignorieren die neue Situation, dass wir inzwischen viele Migranten*innen als Mitbürger*innen haben, und manche äußern Skepsis.

Ich wünsche mir weiterhin so tolle Angebote der Flüchtlingshilfe, der Ev. Erwachsenenbildung und der Stadt Sprockhövel, die ein Miteinander in vielen Bereichen ermöglichen. Ich erlebe das persönlich im Café, in Theaterworkshops, im Yogakurs…

Mein Leben hat sich durch die Zuwanderung geändert: Ich habe durch die o.a. Tätigkeiten sehr viele Geflüchtete und Sprockhöveler*innen kennengelernt, mit denen ich jetzt Kontakt pflege. Dadurch erfahre ich viel von diesen Menschen, sie werden mir vertraut und der Umgang miteinander wird immer selbstverständlicher.