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Moritz Lenk

Porträt Moritz Lenk und Auszubildende Milad Raofi und Helin YoussefMoritz Lenk

 

Alter: 23
Erlernter Beruf: Einzelhandelskaufmann / Handelsbetriebswirt
Aktuelle Tätigkeit: Filialleiter REWE Markt

 

 

 

Wir bilden jedes Jahr 20-25 Azubis in unseren 9 Filialen aus, darunter sind mehrere Geflüchtete. Wir ermöglichen ihnen so die Integration in den Arbeitsmarkt. Die Auszubildenden kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Indien und sind über den Kontakt mit der Flüchtlingshilfe Sprockhövel, Frau Venn, zu uns gekommen. Sie sind dann nach einem Praktikum und einer Einstiegsqualifizierung in die Ausbildung gestartet. Im Praktikum testen die Geflüchteten, ob sie sich in dem Berufsfeld wohlfühlen und eine Ausbildung im Einzelhandel anstreben wollen. Die Einstiegsqualifizierungsphase nutzen wir vorrangig, um Sprachbarrieren abzubauen und die angehenden Auszubildenden bereits auf die Anforderungen in der Berufsschule vorzubereiten. Zudem beschäftigen wir einige Neuzugewanderte auf Minijob-Basis.

Bedenken bezüglich Sprachbarriere, Mentalität oder Religion sind bei den Geflüchteten, für die ich verantwortlich bin, nicht aufgetreten. Die Arbeit an sich, die Hilfe im Deutschunterricht und das berufsbegleitende Lernen haben den Geflüchteten auch in der Berufsschule sehr geholfen. Wir sind damit sehr erfolgreich und zufrieden mit denen, die bei uns sind. So konnten wir bereits einige Geflüchtete nach erfolgreicher Verkäufer*innen-Ausbildung ins 3. Lehrjahr zum Einzelhandelskaufmann bzw. zur -kauffrau übernehmen. Auch hier wurden bereits Ausbildungserfolge erzielt

Ich finde es sehr gut, dass die Flüchtlingshilfe den Zugewanderten Pat*innen zur Seite stellt. Ihnen wird dadurch geholfen, Fuß zu fassen und sie werden dann nicht allein gelassen, sondern der Berufsschulunterricht wird nachgearbeitet oder durch erweiterte Kurse das Deutsch verbessert. Dadurch wird auch langfristig gewährleistet, dass die Integration gelingt.

Ich wünsche mir, dass den Auszubildenden durch einen geklärten Aufenthaltsstatus die Chance gegeben wird, sich hier auch langfristig ein Standbein aufzubauen und Teil eines Teams zu werden. Dann müssen auch wir während der Ausbildung nicht die Angst haben, dass die Person uns verlassen muss.

Natürlich gibt es ab und zu einige, die Geflüchteten mit wenig Verständnis für deren Defizite gegenübertreten. Aber zum Glück ist das nicht die breite Masse. Viele reagieren mit Geduld und lassen auch Spielraum für Fehler, die jedem passieren, der gerade anfängt, etwas zu lernen.

Das größte Problem ist meiner Meinung nach, dass zu viele Vorurteile im Raum stehen, die auf das Gegenüber projiziert werden, egal ob dieser etwas dafür kann oder nicht. Ich würde mir wünschen, dass Menschen diesbezüglich sensibilisiert werden und auf Geflüchtete zugehen, wie auf Menschen ohne Migrationshintergrund.

Das Thema Migration wird ein kontinuierlicher Prozess sein, der mittlerweile zu unserem Alltag gehört und uns täglich konfrontiert. Es sollte aus der Politik mehr Gesetze und Leitfäden geben, um die Integration von Geflüchteten einfacher zu gestalten.

Mein Leben hat sich durch Zugewanderte immer mehr verändert: Meine Erfahrungen mit Neuzugewanderten haben bei mir vor allem das Verständnis gegenüber anderen Kulturen und den Umgang mit ihren Bräuchen beeinflusst. Man versteht sein Gegenüber viel besser und kann sich besser in sein Handeln hineinversetzen.