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Christian Zittlau

Porträt_Christian ZittlauChristian Zittlau

 

Alter: 48 Jahre
Beruf: Bauingenieur
Aktuelle Tätigkeit:  Sachgebietsleiter für den vorbeugenden Brandschutz, Feuer- und Katastrophenschutz bei der Kreisverwaltung EN

 

In meiner ehemaligen Tätigkeit als Mitarbeiter der Stadtverwaltung Sprockhövel sowie als ehrenamtlicher Leiter der Feuerwehr Sprockhövel habe ich bei der Organisation innerhalb der Verwaltung zur Bewältigung der ersten großen Zuweisung im Jahr 2015 unterstützt und die notwendigen verwaltungsseitigen Strukturen mit aufgebaut.

Darüber hinaus habe ich im Ehrenamt sowohl im Einsatz als auch bei den eigenen Mitgliedern in der Feuerwehr mit Migrationshintergrund zu tun.

Die Ankündigung im Sommer 2015 über eine erste erhöhte Zuweisung von Geflüchteten hat mich im Urlaub erreicht. Hierzu hat der Bürgermeister seinerzeit angerufen und mich gebeten, doch in meiner Funktion als Leiter der Feuerwehr zu unterstützen. Neben der damaligen medialen Berichterstattung habe ich dort zum ersten Mal selber direkten Kontakt mit Geflüchteten bekommen.

Hierbei ist mir eine Nacht, als ein neuer Bus ankam, besonders in Erinnerung geblieben. In der Sporthalle war ein Mädchen mit ihrem Vater untergebracht. Diese waren vor mehreren Monaten auf der Flucht von der Mutter getrennt worden. Das Mädchen war bei der Ankündigung, dass der Bus in der Nacht kommen würde, voller Vorfreude, da es davon ausging, dass die eigene Mutter jetzt endlich kommen würde. Umso größer war in der Nacht die Enttäuschung, dass die Mutter nicht dabei war. Dies hat viele sehr nachdenklich gemacht, da ein wirklich tröstender Zuspruch für das Kind auch nicht möglich war. Leider habe ich bis heute nicht erfahren, ob das Kind seine Mutter jemals wiedergesehen hat.

In der Zeit, in der ich dies intensiv durch die Zusammenarbeit verfolgen konnte, habe ich das Verhältnis der Sprockhöveler*innen zum Thema Migration immer als sehr positiv empfunden. Eine Vielzahl von Mitbürger*innen hat sich damals spontan zur Mithilfe bereiterklärt. Sicherlich gab es auch immer mal wieder negative Stimmen, aber im Vergleich zu dem, was ich aus anderen Städten mitbekam, war dies sehr gering

Die Bemühungen und Aktionen zum Thema Migration sind in unserer Stadt schon sehr ausgeprägt. Wenn dies auf diesem Level gehalten werden kann, kann sich die Stadt glücklich schätzen. Schwerpunkte sollten sicherlich im schulischen Bereich liegen, um dort den Kindern schon im frühesten Stadium die Möglichkeit zu geben, über die Sprache den Anschluss zu finden bzw. zu behalten. Dann kann dies auch zu einer Verbesserung der Situation im Elternhaus sowie im gemeindlichen Zusammenleben führen. Dies ist dann auch Basis für die Mitarbeit in Vereinen sowie für ein Engagement im Ehrenamt.

Ich habe den Eindruck, dass Migration ein ganz normales Thema wie Sport, Kirche oder auch Politik in der Stadt geworden ist. Es stellt keinen Fremdkörper dar, sondern ist Bestandteil unseres normalen Lebens. Mein Leben hat sich durch die Zugewanderten nicht geändert.